Der perfekte Platz

Der perfekte Platz Juli 2018 Der perfekte Platz! Nach nur 10 Tagen inmitten Korsikas. In Sichtweite: eine alte Bergerie, ein Stück Wald, die schneebedeckten Berge in der Ferne, der Höhenweg, den ich gerade noch gegangen bin. Maultiere, Kuhglocken, Dohlen. Rauschendes Wasser, glitzernde Tropfen, alles wird eins, der Strom des Lebens. Felslandschaft im Fluss zum Klettern, Meditieren, Genießen, Lesen, Schreiben.Die perfekte Lage! Hoch genug, um den Horizont zu sehen, mich nicht eingeengt zu fühlen. Tief genug, um nicht in schwindelerregender Höhe den Boden unter den Füßen zu verlieren. Weit genug weg, um allein zu sein, um so zu sein, wie ich bin. Zentral genug und umgeben von Wegen, die ins Weite führen und Besuch bringen können, um nicht den Kontakt zur Welt zu verlieren.Der perfekte Ort! Ein Ort der Stille und des Rauschens. Ein Ort der Begegnung mit dem Himmel, der Erde, dem Wasser, der Sonne, dem Leben: mit sich selbst! Momentaufnahme während der Wanderung auf dem GR20

Urvertrauen

Urvertrauen August 2018 Alles begann mit diesem Foto. Dieses Bild steht für den Moment, ab dem sich mein Leben veränderte. Wenn ich es ansehe, bestärkt es mich auf meinem neuen Weg. Denn dann fühle ich es wieder: dieses tiefe und ursprüngliche Urvertrauen – in die Welt, in Korsika, in mich. Das Foto ist in Paliri entstanden, an der letzten Hütte auf dem Fernwanderweg GR20. Vor mir lag die letzte Etappe bis nach Conca. Hinter mir lagen 2 anstrengende Wochen entlang der höchsten Gipfel Korsikas. Der Blick ist auf die spektakulären Bavella-Türme gerichtet. Ich war glücklich, ich hatte es geschafft. Die Körperhaltung heißt im Yoga „Baum“ – stabil, kraftvoll, verwurzelt, mit der Erde, zugleich flexibel, beweglich, ausgleichend, bereit für den Sturm. Und schließlich steht dieses Bild für alles, was dann kam: Korsika, Wandern, Yoga, Natur. Damals wusste ich noch nicht, dass ich meine sicheren Zelte in Berlin abbrechen und in Korsika aufbauen werde. Damals wusste ich noch nicht, dass ich eines Tages Wanderleiterin und Yogalehrerin werden würde. Ich praktizierte zwar seit langem schon Yoga und zeigte gern ein paar Dehnübungen anderen Bergsteiger*innen auf der Hütte. Doch musste ich erst von einer sehr guten Freundin hören, dass ich eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin absolvieren könnte. Den Gedanken hatte ich mir nicht zugetraut. Es war dieselbe Freundin, die meinte, ich soll eine Webseite kreieren oder einen Blog schreiben, um andere an meinen Erfahrungen in der Fremde teilnehmen zu lassen. Danke dafür, Daniela! Manchmal sind es die Anderen, die einen Gedanken als klitzekleinen Samen pflanzen. Aus dem Gedanken keimt eine Idee. Aus der Idee wächst ein Gefühl. Und wenn wir bereit sind, dann folgen wir dem Herzen.Manche Menschen lassen sich vom Unbekannten und Unsicheren abschrecken. Mich hat es magisch angezogen. Ausgewanderte haben immer schon eine Faszination in mir ausgelöst. Meine Reisen waren oft durch ein Suchen nach alternativen Lebensmodellen oder der Flucht aus der entfremdeten Welt des Berufsalltags motiviert. Bei vielen meiner Begegnungen, hätte ich die Möglichkeit gehabt, dort zu bleiben, mitzumachen, in ein Projekt einzusteigen. Doch mir war klar, dass es nicht meins ist. Dass ich nur geduldig sein muss, bis ich etwas Eigenes finden werde. „Wenn es soweit ist, dann wirst du es wissen“, sagte mir ein Aussteiger in Kanada. „Vertrau dir selbst, vertrau der Welt, und lass es auf dich zukommen.“Ich hatte mein Herz in Korsika und an Korsika verloren. Oder ist meine Wahrheit, dass ich es hier gefunden habe? War es jetzt soweit? In diesem glückseligen Moment an der Paliri Hütte, wo ich inspirierende Gespräche hatte und mir die allesentscheidende Frage gestellt wurde: „Wovor fliehst du? Es ist doch alles da“. Die folgenden Tage in Korsika wurden wegweisend. Ich ließ mich nur noch von meinem Gefühl, meiner Intuition und den Begegnungen leiten. In diesem Urlaub tat ich viele Dinge zum ersten Mal, wie Canyoning, Tauchen, Autostop - und vor allem: keinen Plan haben. Tief in mir drin hatte ich dieses erfüllende Gefühl von Urvertrauen entwickelt und lächelte meiner Zukunft entgegen. Auch das war neu für mich. Ich fühlte, dass ich es schaffen kann. Das Wandern hat es mich gelehrt. Schritt für Schritt. Etappe für Etappe. Bergauf und bergab. Der Weg ist das Ziel. Einfach machen. Nicht denken. Wovor fliehst du?Mein ganzes Tun und Handeln, alle Entscheidungen und Zufälle, jede Begegnung und Situation, führten in die eine Richtung. Als ob mich die Insel rufen würde, mich tröstet, mich willkommen heißt. Willkommen um zu bleiben. Will-kommen. Ja, ich will kommen. Ich bin bereit für den Schritt in ein neues Leben. Wenn nicht jetzt, wann dann. Alle Türen sind offen, und alle führen nach Korsika. Ein guter Bekannter schrieb in dieser Zeit: „Wenn dich die Liebe trifft, gib dich ihr hin mit allen Sinnen. Ich wünsche dir eine gute Reise. Erst nach Norden, dann Süden, auf alle Fälle zu dir selbst.“Ich will nicht sagen, dass alles ein Zuckerschlecken war. Es gab viele Momente, in denen ich zurückgeworfen wurde. Zum einen warteten viele emotionale Herausforderungen auf mich. Vertrauen und Hingabe und die damit verbundene Verletzlichkeit waren neu für mich. Das Aufarbeiten und Loslassen von alten (Verhaltens- und Gedanken-)Mustern ging einher mit der Frage, wie will ich leben und wer bin ich eigentlich, wenn ich so sein darf, wie ich bin. Zum anderen all die praktischen Angelegenheiten des Umsiedelns. Alle, die in Frankreich wohnen oder hierhin ausgewandert sind, können ein Klagelied von der Bürokratie singen. Dann das Problem mit der Sprache… Ich liebe diese Dualität: Der Ort meiner Wahl bietet Stille, Schutz, Sicherheit, und doch bringt er mich in Bewegung, an meine Grenzen – und darüber hinaus. Er fördert und fordert mich. Notizen:Korsika. Komplett allein. Komplett unabhängig von allem und allen. Keine Freunde, keine Sprache, keine Muster, keine Familie. Komplett von vorn anfangen, sich neu erfinden. Ich bin so frei wie noch nie. Wieviel Freiheit halte ich aus? Ein langer Weg liegt vor mir. So viele Herausforderungen links und rechts am Wegesrand. Es wird schwierig und vielleicht brauch ich meine Freunde mehr denn je. Vielleicht brauche ich Ruhe mehr denn je. Ich kann nichts falsch machen. Es nicht zu tun, wäre fatal. Raus aus dem Dämmerzustand.THE ART OF POSSIBILITIES. Flexibel sein. Kreativ sein. Und das unendlich kreative Potenzial des Seins entfalten. Aufgewühlte Energien zulassen. Sie fließen lassen. Das Gefühl der Ungewissheit zulassen. Sei mutig, sei kreativ, sei du selbst. Mache es anders als sonst, aber mach es.Wovor fliehst du? Wie willst du leben? Und wer bist du eigentlich? Seit ich in Korsika lebe, bin ich diesen Fragen ein ganzes Stück nähergekommen. Ein Leben in der Natur weckt meine weibliche Intuition, stärkt mein Urvertrauen und nährt meine Wesenskraft. Es gibt noch so viel zu entdecken, auszuprobieren und zu lernen. Egal welche Anteile in mir – ob inneres Kind, Wolfsfrau, Feuervogel, Aphrodite, grüne Tara, Kali – sie sollen spielen, tanzen, wachsen, glühen dürfen. „Frauen spüren manchmal eine unbestimmte, aber nagende Sehnsucht und rasenden Heißhunger auf merkwürdige Gerichte und Tätigkeiten, die sie nie zuvor auch nur in Erwägung gezogen hätten. Sie fühlt sich gezwungen, allein in die Wildnis hinauszufahren und sich den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen, stundenlang in einen sternklaren Himmel zu starren, nackt im strömenden Regen zu tanzen oder vollkommen still in einer Ecke zu sitzen, mitten in der Nacht aufzustehen und Käsetorten zu backen, und tausend Dinge mehr. Kein Grund zur Sorge: Ein neues Selbst ist unterwegs. Das Innenleben, wie wir es bisher gekannt haben, wird von Grund auf umgekrempelt. Und das bedeutet nicht, dass man sich auf dieser Stufe von sämtlichen äußerlichen Aspekten des bisherigen Daseins lossagt, um als Eremitin in einer Berghöhle zu leben. Es bedeutet, dass die früheren Ideale und Ziele ihre Zugkraft verlieren, dass man eine Zeitlang rastlos und unzufrieden ist, weil die Erfüllung einfach nicht in der Oberwelt gefunden werden kann, sondern im verborgenen Wesensgrund heranwächst.“ (Clarissa Pinkola Estés in Wolfsfrau)

Gehen bis die Welt stillsteht

Gehen bis die Welt stillsteht Februar 2020 Motiv der Reise: Wanderung um das Annapurna Massiv. Ende der Reise: Lockdown in der ganzen Welt. Aufzeichnungen aus meinem Reisetagebuch nach Nepal im Frühjahr 2020.  14.2. Ankunft und erste Eindrücke: Kathmandu. Gegensätzlicher könnte es nicht sein. In den Straßen ist laut und zugleich still an heiligen Plätzen / Die Stadt ist grau vom Smog und Beton und zugleich kunterbunt dank der Saris und Märkte / Der Müll stinkt in jeder Ecke und zugleich duftet es nach Gewürzen aus jeder Tür / Die Menschen sind aufdringlich anstrengend und zugleich freundlich bescheiden.Mein Kopf ist voll und leer. Zugleich. Absolute Überforderung der Sinne. Meine Augen fallen zu. Stille. 20.2. Nach 5 Tagen „Ankunfts-Starre“ habe ich es aus Kathmandu raus geschafft. Jetzt wandere ich im Dschungel im Kathmandu-Tal von Ortschaft zu Ortschaft. Das Erdbeben hat diese Region besonders hart getroffen. Mein Telefon hat den Geist aufgegeben und ich bin allein am Ende der Welt. Ich versuche gelassen zu bleiben und den Menschen zu vertrauen. Zumindest wurde mir heute, immer wenn ich mich orientierungslos fühlte, ein Engel geschickt, der mir den Weg zeigte. Am Wegesrand Mantras wie Reklame: concentrate – it’s better for your health / don’t hurry and focus only on the next step / oder: take a shower, take a rest. Die Dusche ist kalt, die Nächte sind kälter. Wie soll ich das nur auf 5000 hm aushalten. Raus aus der Komfortzone. Die Welt hier ist eine komplett andere. Ich habe erst jetzt verstanden, dass diese Reise, womöglich die Herausforderndste meines Lebens ist. Ich erwische mich stündlich bei der Frage: „Was mache ich hier eigentlich?“ Eigentlich wollte ich nur wandern gehen im Himalaya. Einfach mal so. Habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, in welches Land ich fahre. War ich so naiv? Ja, warst du! Doch irgendeine Kraft, irgendetwas hat mich hierhergeholt. Und das ziehe ich jetzt durch. 26.2. Des einen Freud ist des anderen Leid: Pokhara. Nach einer Nacht im Hippie Hostel mit Reggae Musik und Fritteusendampf im Mehrbettzimmer, wusste ich, dass ich da raus muss… auch die Ansammlung an spirituell überheblichen Pseudo-Yogis aus der ganzen Welt brauche ich nicht. „It’s so beautiful. Everything is full of love. Join us.“ Das ist natürlich auch eine neue Erfahrung. Ich wollte hier Yoga praktizieren, doch die Szene bewirkt bei mir genau das Gegenteil. Ich habe mich umentschieden. Ich werde weiterfahren in den Süden, „where Buddah was born“ um Zeit mit Einheimischen zu verbringen…  27.2. Jede Busfahrt eine Story. 6 Stunden für 130 km. Komplett neues Zeitgefühl. Alles dauert länger in diesem Land. Die Fahrt war holprig und kurvenreich. Der Busfahrer, jung und ziemlich verrückt, kannte jedes Schlagloch wie seine Westentasche. Er drehte die indische Popmusik so laut, es ging. Ich war die einzige Touristin unter all den Nepalis. Weder lesen, noch schreiben, noch fotografieren möglich. Also genießen und konzentrieren und nachdenken. Nein, nachdenken auch weder möglich noch erwünscht. Ein Wunder, dass mir nicht schlecht wurde. Es einfach fließen lassen. Ich vergesse, dass ich in Asien bin. Die Fahrt wird zur Meditation. Märchenhafte Gestalten soweit das Auge reicht: weiche Mangar-Gesichter, festliche rote Saris, Hindus alt und gezeichnet von der Sonne. Keiner spricht englisch, aber alle lächeln mich an. Sie lächeln mit dem Herzen. Ich vertraue. Die Sprache ein Klangteppich, auf dem ich mich tragen lassen kann. Endlich entspanne ich mich. Das Reisen, allein, in diesem paradoxen und liebenswerten Land, kann ich endlich genießen. Stopp! Der junge Busfahrer wird vom Militär angehalten, er muss aussteigen, seine Papiere zeigen, sie diskutieren heftig, entfernen sich vom Bus. Die mitreisenden Nepalis interessiert es wenig. Scheint normal zu sein. Es ginge gleich weiter. Neugierig steige ich aus, die blonde Touristin, er zeigt auf mich, redet ein paar Worte, und schließlich dürfen wir weiterfahre 5.3. Vielleicht sollte ich besser ein Tagebuch führen, in dem ich immer nur Situationen beschreibe, die ich das erste Mal in meinem Leben erlebe. Momentaufnahmen wie diese:Ich feire um 6Uhr früh im tibetanischen Kloster mit Mönchen das tibetanische Neujahr 2147 und verschlinge (trotz Durchfallbeschwerden) um 7Uhr früh einen tibetanischen Knödel aus Maismehl.Ich sehe in einem abgelegenen Dorf, in welches ich mich zufällig verirre, ein Zicklein zur Welt kommen. Meine erste Geburt. Welch Wunder der Natur…Oder als mir ein junger Töpfer, der alles durch das Erdbeben verloren hat, einen daumengroßen selbstgemachten Buddah schenkt und sagt „Das ist nicht Buddah. Das bist du. Das ist dein Buddah in dir, und der wird jetzt wachsen.“ Und ich anfing zu weinen.Oder als mich die Schwester eines befreundeten Nepali, mit holprigem Englisch aber viel Herz in ihr Leben führt und mir einen heimlichen Wunsch erfüllt: einen Sari zu tragen. Sie hat den Wunsch in meinen Gedanken gelesen. Nur auf welcher Sprache? frage ich mich. Doch trotz der unfassbaren Erlebnisse und Entspanntheit holt mich wieder die Angst ein. Sie kommt unerwartet. Während ich im Flow bin, haut sie mich knallhart um: die Angst im Nachtbus, weil es keinen Notausgang gibt; die Angst im Dschungel, wenn das Nashorn tatsächlich nur 10 Meter entfernt ist; die Angst vor der Einsamkeit beim Alleinreisen; die Angst vor Schnee und Eis ab 3000 Metern Höhe: Annapurna Himal. Endlich ist es soweit. Ab in die Berge und erstmal nicht nachdenken. 15.3. Auf dem Annapurna Circuit, schon eine Woche unterwegs: Einer der schönsten Tage überhaupt: Schneewandern nach Wintereinbruch unter strahlend blauem Himmel, die Aussicht unfassbar, überwältigende Natur, diese pure, reine Schönheit habe ich noch nie erlebt. Der Annapurna 2 beobachtet uns allmächtig und erhaben. Langsam, rhythmisch und gleichmäßig, atmen und gehen, Schritt für Schritt. Immer weiter nach oben. Ich fühle mich frei und lebendig. Es gibt nur noch das hier und jetzt. Kein Vermissen, kein Anhaften, kein Was-wäre-wenn, kein Zurück … es gibt kein Zurück mehr. 17.3. Fast 4000hm. Noch keine Anzeichen von Höhenkrankheit. Doch durch die trockene und kalte Luft und ewiges Schnäuzen bildet sich Blut in der Nase. Mein Gesicht ist aufgedunsen, die Augen angeschwollen, die Lippen sind verbrannt und aufgeplatzt, Schmerzen in den Muskeln, die Kälte zieht durch alle Glieder. Der Rucksack wird mit jedem Höhenmeter schwerer, der Kopf leichter. Aber sonst ist alles ok. 19.3. Fast 2 Wochen unterwegs. Nach 7 anstrengenden Tagen in Eis und Schnee und bitterkalten Nächten haben wir heute den Pass überquert. 4Uhr aufstehen, 5Uhr los bei -15 Grad und Neuschnee, die letzten 900 Höhenmeter müssen neu gespurt werden. 9:30 erreichen wir den höchsten Pass der Welt auf einer Höhe von 5416hm. Ich fühle mich, ich weiß nicht wie… Frei? In Demut? Erschöpft? Es gibt soviel zu schreiben, doch ich kriege es nicht mehr in Worte und meine Finger sind wie erfroren. Ich spüre die Fingerspitzen nicht mehr…Es war womöglich die schwierigste Wanderung, wahrscheinlich sogar der schwierigste Tag meines Lebens. Durch das tagelange Wandern im Schnee - keine Kraft mehr. Durch die Höhe - keine Kraft mehr. Die Kälte saugt dir die Kraft aus den Gliedern. Erholsamen Schlaf gibt es schon lange nicht mehr. Duschen schon lange nicht mehr. Seit Tagen nur noch Reis und Knoblauchsuppe. Viele Zweifel überkommen mich… Doch der Humor und das Lachen und die Leichtigkeit unter den anderen Wanderern, lässt mir Flügel wachsen. Die Zweifel und Ängste haben keinen Raum mehr und werden unter dem Schnee begraben.Heute war ich oft im Mantra: Om mane padme hum. Das hat geholfen. Immer nur auf den nächsten Schritt konzentrieren. Keine Gedanken mehr hier oben. Keine Luft mehr hier oben. Nur Schnee und gleißendes Licht um mich herum und in mir. Ich werde verschluckt von der Geduld und der Weisheit der Berge. Ich werde eins mit ihnen. Sie haben uns nicht gebeten, hierherzukommen… Drei Tage später beginnt der totale Lockdown in Nepal. Von den parallelen Entwicklungen in Europa hatten wir nichts mitbekommen im Himalaya. Die Welt steht still, doch die Füße wollen weiter.Nach 10 Tagen und einer abenteuerlichen Reise von Gandruk nach Pokhara und Kathmandu sitze ich im Flugzeug der deutschen Botschaft zurück nach Frankfurt. Die Nerven in den Fingern sind nach einem halben Jahr vollständig nachgewachsen.

Gekommen um zu bleiben

Gekommen um zu bleiben Juni 2021 Oder: Korsika im WInterschlaf Herbst 2020. „oohh-oohh-oo-ooooohhhh“ Von den Rufen der Jäger werde ich wach. Ich öffne die Augenlider und blicke in saftiges Grün. Steineichen, Lariciokiefern, eine Kamelie und eine Mimose stehen direkt vor meinem Fenster. Bereits in der Dämmerung beginnt die Wildschweinjagd. Die Jäger tragen orangene Westen und Mützen. Ich erkenne die Signalfarben oben am Hang, versteckt in der Macchia. Es ist Samstag. Müde von den ersten Wochen an der Uni, dem französischen Fachvokabular und der korsischen Bürokratie drehe ich mich nochmal um und schlafe weiter. Zwei Wochen später finde ich mich schlaflos in Kinosälen und Soirées als Jurymitglied auf dem internationalen Dokumentarfilmfestival in Ajaccio wieder. Ich nehme syrische und libanesische Regisseure mit auf einen spontanen Trip an die Westküste. Wir parkieren auf einer Anhöhe bei Piana und picknicken mit Käse, Feigen und Trauben. Die Wolkendecke schiebt sich über dem Meer dramatisch zusammen. Die Filmemacher sind begeistert und melancholisch zugleich: Korsika erinnert sie an ihre Heimat, dieselbe Vegetation, dieselben Farben, dieselbe Architektur. Das Mittelmeer verbindet Menschen und Kulturen auf überraschende Weise.Winter 2020. Der Korse isst Figatelli, Kastanien-Polenta und Wildschweingulasch. Doch dieses Jahr ist ein Weihnachten ohne Weihnachtsmarkt und Eislaufbahn … covid-bedingt. Ungewohnt für die korsische Bevölkerung, da sich das Leben selbst im Winter draußen abspielt und sich die gesamte Familie auf dem Marktplatz oder vor der Kirche trifft, um zu singen und das Jahr gemeinsam zu beenden. Die Prozession am 8. Dezember für die Schutzpatronin der Insel und die traditionellen Feuer am Heiligabend vor den Kirchen der Balagne finden trotzdem statt. Traditionen, die verbinden und Gemeinschaft stiften. Die Korsen nehmen sich, Covid zum Trotz und soweit es ihnen möglich ist, ihre Freiheiten heraus. In der Nachbarschaft lädt man sich gegenseitig zum Essen ein, beschenkt sich reichlich mit Gemüse und Obst wie Kürbis, Aubergine, Clementinen und Zitronen. Nach dem Jahreswechsel schwimme ich bei Aléria im kühlen Meer. Mit Blick in das schneebedeckte Rotondo-Massiv auf der einen Seite, und verspielten Delfinen auf der anderen. Die kommenden Wochen fällen wir Bäume und ich stehe zum ersten Mal an der Kettensäge und einer Holzspaltmaschine. Da die Seminare der Uni online gehalten werden, kann ich mich ganz nach dem Rhythmus der Natur richten. Ich stehe kurz vor Sonnenaufgang auf, um die Ziegen zu füttern, arbeite tagsüber auf dem Hof oder für die Uni und sitze mit Einbruch der Dunkelheit vor dem knisternden Kamin. Frühling 2021: Die Mimose ist mittlerweile knallgelb, an ihren dicken Pollen laben sich die Bienen und summen den ganzen Tag ein Ständchen. Die Kamelie trägt üppige himbeerfarbene Blüten. Der Pfau präsentiert sein prächtiges Rad mit türkisblauen Augen und tanzt um die, sichtlich unbeeindruckte, Pfauendame herum. Sein Ruf hallt kilometerweit den Bergkessel empor. Der Frühling ist da und begrüßt alle Sinne. Ich wandere drei Tage der Küste entlang von St. Florent zum Strand von Ostriconi durch dichte Zistrosenbüsche, die in weißer und pinker Blüte stehen. Kühe und Kälber spielen an einsamen Stränden. Zurück auf dem Ziegenhof fängt nun das Melken an: Vormittags machen wir Käse und am Abend feinen Brocciu-Frischkäse aus der Molke. Wir sitzen um den großen Topf, rühren lang und kräftig wie einst Panoramix, den Holzlöffel in der einen und ein Gläschen Weißwein in der anderen Hand. Wir haben alles, was wir brauchen. Selbst als Stadtmensch fehlt mir nix auf der Insel. Seit einem Jahr lebe ich hier und kann sagen, dass Korsika zu meiner neuen Heimat geworden ist. Langeweile im Winter? Keine Spur! Die ruhigen, entschleunigten Momente in der Natur haben eine inspirierende und heilende Wirkung. Gleich ob stundenlange Spaziergänge durch das Dickicht der Castagniccia, an einsamen Stränden, oder die minutiöse Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt, wie sie sich im Laufe der Saison, im Kreislauf der Zeit, verändert.Juni 2021: Die Ruhe des korsischen Winters schwindet allmählich, durch Covid etwas verspätet, mit Eintreffen der ersten Touristen und Touristinnen. Korsika erwacht aus seinem jährlichen Dornröschenschlaf und wird viele Gäste reich beschenken: mit sinnlichen Erfahrungen, einer ursprünglichen Natur und herzlichen Begegnungen. Es werden Menschen aus der ganzen Welt kommen, die ihr Herz an Korsika verlieren und dafür eine neue Heimat finden.

Sternstunden des Alpintourismus in Korsika

Sternstunden des Alpintourismus in Korsika (1960-1975) Mai 2022 Auszug aus meiner Masterarbeit „Zwischen Alpinismus und Tourismus in Korsika“ Aus touristischer Sicht sind die korsischen Berge in den 60er Jahren noch lange nicht erschlossen. « Das Korsika der Touristen ist nicht das Korsika der Bergdörfer. » (Renucci, 1962) In 1961 gibt es im Landesinneren nur 410 Zimmer, 20 davon mit eigenem Badezimmer, während an der touristischen Küste über 3000 gezählt werden, zusätzlich zu den ersten Feriendörfern mit Bungalows.Der 5km lange Sandstrand von Calvi lädt ein zum Fischen, Wassersport, Baden, Sonnenbaden und Schlummern. In den ersten deutschsprachigen Reiseführern wie von Lotte Komma findet man wichtige Hinweise zum Thema Wandern: „Der beschwerliche und auch gefährliche Anstieg der höchsten korsischen Gipfel ist nur sehr geübten Kletterern anzuraten.“ (Komma, 1962) Es sei äußerst ratsam sich vorher beim Touring Club (in Corti und Asco), CAF (Paris oder Porto), DAV (München) oder ÖAV (Dornbirn) zu informieren. Komma weißt auch daraufhin, dass es keine ausgebildeten Bergführer gibt, aber Einheimische die Führung übernehmen. Ebenso, dass man die Infrastruktur in keinem Fall mit der in den Alpen vergleichen kann: „Es gibt kaum Wege, keine Markierungen, keine Schutzhütten, keine Bergwacht, keine Träger, keine Möglichkeit, Verpflegung und Nachschub zu bekommen und vor allem nur wenig vollständiges Kartenmaterial.“ (Komma, 1966) Und trotzdem sind es hauptsächlich Deutsche, neben den Österreichern, Schweizern und Engländern, die als Alpinisten in die korsischen Berge kommen.In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass die ersten IGN Karten mit Maßstab 1:25 000 ab 1956 produziert wurden, jedoch schwer erhältlich und lange Zeit unvollständig waren. Erst seit 1979 sind sie für Korsika durchweg lieferbar und in guter Qualität. Bis dahin bedienen sich Alpinisten an den Karten von Michel Fabrikant (, der sich wiederum an denen von Felix von Cube orientierte) oder den IGN Karten 1:50 000 oder 1: 100 000. Michel Fabrikant et Hans Schymik In den 60er Jahren gibt es die ersten „Projekte“, die für den Startschuss für eine Entwicklung zur touristischen Öffnung der korsischen Berge stehen. Zum Beispiel wird 1962 die korsische Bergwacht ins Leben gerufen. Aus touristischer Sicht gehört die Eröffnung gleich mehrerer Skistationen dazu. Die Erste am Col de Verghio in 1963. Es sind vor allem Michel Fabrikant aus Paris und Hans Schymik aus Aalen, die sich aktiv an der Gestaltung des korsischen Bergsports beteiligen. Hans Schymik (1927 – 1998), ursprünglich aus Sibierien, kommt das erste Mal nach Korsika 1960 im Rahmen einer Kundfahrt des DAV. Ihm ist der erste deutschsprachige Kletter- und Wanderführer für Korsika zu verdanken, der ihn in der Szene berühmt machte: Korsika für Bergsteiger und Kletterer (1968). Als Mitglied der DAV-Sektion Schwaben ist ihm insbesondere der Naturschutz und die Sicherheit am Berg ein wichtiges Anliegen. Ende der 60er Jahre richtet er über 30 Gipfelbücher auf den Bergen Korsikas ein, da sie sehr nützlich sein können, wenn Bergsteiger vermisst werden.Michel Fabrikant aus Paris (1912-1989) ist ebenso ein passionierter Bergsteiger. Seit seiner ersten Reise nach Korsika im Jahr 1952 kommt er jedes Jahr zurück, um die Wege und Routen im Detail zu erforschen. Sein Buch Le Massif du Cinto (1964) wird der erste nahezu vollständige Guide, veröffentlicht vom Französischen Alpenverein CAF und der Fédération Francaise de la Montagne, und lange Zeit die französische Referenz bleiben.Auf Initiative von Michel Fabrikant beschließt das Bergdorf Asco im Januar 1961 einen namenlosen Gipfel in ihrer Kommune nach dem wichtigsten Pionier der korsischen Berge Felix von Cube zu taufen: Monte Cube (2300m). Insofern bemerkenswert, da Von Cube ein Deutscher war. Der Medizinstudent und Bergsteiger hat mit einer kleinen Seilschaft in gerademal dreimal Expeditionen um die Jahrhundertwende 38 Gipfeln und 17 Neutouren inklusive Täler, Flanken und Rinnen systematisch erschlossen und minutiös eine topographische Karte des Cinto-Massivs angefertigt. Sein Kartenmaterial wurde lange als einzige Quelle benutzt. Er selbst hatte damals nur eine Generalstabskarte aus dem Jahr 1824 zur Hand. Amtlich anerkannt wurde die Benennung des Gipfels im Juli 1964 vom Ministerium in Paris. Einige Korsen nennen den Gipfel auch Punta Rossa, während in den IGN-Karten nur noch die Bezeichnung Pic von Cube steht. Gerüchte den Berg wieder umzubenennen halten sich wacker. Die Erfindung von Haut-Asco « das Zermatt von Korsika » (1964) Während der Tourismus an der Küste schlagartig Überhand gewinnt, sind es Fabrikant und Schymik, die sich um Naturschutz kümmern und die ersten Ideen eines Naturparks formulieren. Sie reagieren damit auf das Großprojekt, welches auf dem Plateau von Stagno (heute: Haut-Asco) entstehen soll. Dieses Plateau war ein wichtiger Ort für die Hirten der Region und die Mauern der Bergerien dienten bereits Felix von Cube und weiteren Kundschaftern als Unterschlupf und Basislager.Der langjährige Bürgermeister von Asco (im Amt von 1929 bis 1977), Jean-Vitus Guerrini, hat 1934 zum ersten Mal die Idee einer Skistation, nachdem Asco aufgrund des enormen Schneefalls tagelang vom Rest der Insel isoliert war und schließlich Skifahrer zu Hilfe kamen. Er plant Gigantisches: Hotels, Chalets und Herbergen für 2000 Menschen sollen entstehen, dazu Geschäfte und eine moderne Skistation mit mehreren Liften. Auch eine Seilbahn von Stagno hoch zum Gipfel A Muvrella und runter zum Wald von Bonifato ist seit langem im Gespräch. Diskutiert wird auch ein Tunnel durch das Muvrella-Massiv, um den Tourist*innen aus der Balagne, die mit dem Flieger in Calvi landen, den Weg nach Asco zu erleichtern. Bisher scheiterten diese Projekte an der Finanzierung, doch im Winter 1964/65 wird schließlich eine Skistation mit 2 Liften samt Hotel eröffnet. Aufgrund der vielversprechenden lokalen Frequentation werden weitere große Projekte geplant, darunter ein Luxushotel auf dem Renosu. Das erste internationale Bergsteigertreffen in Korsika (1966) Parallel zu den Entwicklungen in Haut-Asco wird die Idee geboren, an der Stelle, wo die Bergerie de Stagno, das Basislager für Felix von Cube, für die Skistation abgerissen wurde, eine Gedenktafel zu errichten und eine große offizielle Einweihung des Pic von Cube zu feiern. Zum 90. Geburtstag von Von Cube, 2 Jahre nach seinem Ableben, organisieren Michel Fabrikant auf französischer Seite und Hans Schymik im Auftrag des DAV am Pfingstwochenende 1966 ein internationales Bergsteigertreffen (das einzige seiner Art auf Korsika bis heute), in dessen Mittelpunkt die Einweihung einer Gedenktafel für Von Cube steht. Die Gedenktafel, „ein wahres Kunstwerk“ (Fabrikant, 1966) des Stuttgarter Bildhauers Ernst Yelin, wird finanziert durch Spenden der Stadt Stuttgart, der Ärztekammer, der Firma Carl Zeiss und Spenden.Über 400 Bergsteiger*innen aus fünf Nationen, darunter die wichtigsten Vertreter der Alpenvereine und Bürgermeister Guerrini höchstpersönlich, kommen an diesen beiden Tagen nach Haut-Asco. Neben der Einweihung der Tafel als Symbol der Freundschaft zwischen CAF und DAV steht auch eine gemeinsame Bergtour auf den Pic von Cube auf dem Plan. Das Stuttgarter Jugendkammerorchester unter der Leitung von Von Cubes Tochter Azone umrahmt die Feierlichkeiten mit festlicher Musik. Auch von korsischer Seite aus gibt es eine musikalische Darbietung der Gruppe La Manella aus Corte. Anlässlich des 100. Geburtstags wird eine Zusammenkunft wiederholt, allerdings in Stuttgart mit Besuch einer Delegation aus Korsika. Die Entstehung des PNRC : Parc Naturel Régional de la Corse (1972) Während man sich bemüht, Korsika zu einer „Vier-Jahreszeiten-Destination“ auszubauen, „darf man auf keinen Fall seine wilde Natur, den größten Schatz der Insel, zerstören!“ (Schymik) Fabrikant und Schymik haben aus dem Überentwicklung der Alpen gelernt und sehen Korsika als „die letzte ursprüngliche Region“. Ausgehend von den Idealen des DAV formuliert Schymik 1963 in Absprache mit Fabrikant ein Plädoyer für die Einrichtung eines Nationalparks, welches mithilfe des DAV und der Internationalen Alpenkommission der französischen Regierung vorgelegt wird. Zeitgleich findet eine erste Untersuchung im Auftrag von François Giacobbi (Bürgermeister von Venaco und Präsident des Conseil Général de Corse) statt. Er wird unterstützt von einem lokalen Syndikat (bestehend aus den 47 freiwilligen Gemeinden, der Landwirtschaftskammer, dem Staatsforst, etc.), die eine erste Charta zum Schutz der Flora und Fauna formulieren. 1967 wird in Frankreich die Klassifizierung « Parc Naturel Régional » (neben den Nationalparks) eingeführt, welche die Vorhaben erleichtern: 1969 stimmt die französische Regierung zu und 1972 wird per Dekret der Parc Naturel Régional de Corse gegründet. Ein Ziel ist die Aufwertung der alten pastoralen Wege zwischen den Dörfern (Transhumanz), aber auch die Entwicklung einer ersten Infrastruktur für nachhaltigen Tourismus. Zudem wird Haut-Asco samt dem Vallée d’Asco zum Reservat für Moufflons erklärt. Ab sofort müssen alle baulichen Maßnahmen mit dem Park abgestimmt werden. 50 Jahre später, im Jahr 2022, umfasst der Park mit 4402km² und 178 assoziierte Gemeinden mehr als die Hälfte der Insel. Die Erfindung des GR20 (1972) Auch an der Entstehung des heute legendären Fernwanderwegs GR20 (Grande Randonnée im Departement 20) sind Fabrikant und Schymik nicht unbeteiligt. Seit 1964 erstellt Fabrikant nach und nach einen zusammenhängenden Wanderweg, der „Haute Route Corse“ genannt wird und entlang des Hauptkamms führt, der die Insel von Nordwesten nach Südosten teilt. Er stützt sich u. a. auf die Aufzeichnungen von Jean Loiseau, der bereits 1938 die Itineraires de la Corse veröffentlichte und als der Urheber der „Grande Route“ gilt.Im Jahr 1966 realisieren Gundel und Wolfram Foelsche, ein österreichisches Bergsteigerpaar und Freunde von Fabrikant, die erste Überquerung der Insel über die vorgeschlagene Route „Haute Route de Corse“, indem sie den Bergkämmen folgen, ohne dabei ein Dorf zu passieren. Damals fängt sie noch bei Speluncato an, führt über den Monte Corona direkt zur A Muvrella. Ein Jahr später wird sie, etwas angepasst, veröffentlicht als Haute Route de Corse. Fabrikant erklärt, wie wichtig es ist, dass Selbstversorgerhütten entstehen und Wege angelegt und unterhalten werden müssen. Gleiche Ansätze verfolgt Guy Degos, Ingenieur bei der Forst- und Landwirtschaftsdirektion des Departements, und beauftragt Fabrikant damit für den CNSGR ganz offiziell eine den Fernwanderweg GR20 zu realisieren. Das CNSGR (Comité National des Sentiers de Grande Randonnée) wurde 1947 auf Initiative des oben genannten Jean Loiseau gegründet, um Fernwanderwege in Frankreich anzulegen, darunter der TMB, den ersten offiziellen GR um den Mont Blanc herum.1970 markieren Michel Fabrikant und Hans Schymik mit vielen korsischen Mitstreiter*innen  den GR20. Die ersten beiden Hütten entstehen 1971: Pietra Piana und Campiglione (letzteres nicht mehr existent). Mit Entstehung des PNRC in 1972 wird die Instandhaltung der Wege einem Team des Parks unterstellt und die ersten Ranger werden angestellt.  15 Jahre wird es dauern, um die 13 (aktuellen) Unterkünfte der Etappen aufzustellen. Damals war der Verkauf von Lebensmitteln auf den Hütten verboten und jeder Wanderer musste sein Essen selbst mitnehmen. Heutzutage sind sie komplett bewirtschaftet und sogar der Transport von Rucksäcken zwischen den Etappen wird angeboten. In den letzten Jahren sind die alpinen Tourist*innen auf dem GR20 enorm angestiegen auf geschätzte 20 000 im Jahr. Der erste korsische Bergführer (1983) Ab den 70er Jahren ist das Interesse der Kors*innen am Bergsport deutlich gewachsen. Es entstehen zahlreiche Sportclubs, lokale Reiseagenturen und Wandervereine wie I Muntagnoli (1973 in Corti gegründet), und lokale Kletterer machen sich einen Namen wie Pietri und Griscelli. Jean-Paul Quilici, ein Tourenführer des PNRC, erhält als erster Korse 1983 die Lizenz zum internationalen Bergführer. Dank der Einführung des französischen Diploms Accompagnateur en moyenne montagne in 1984 (eine sehr anspruchsvolle Ausbildung zum Bergwanderleiter) gehen viele junge Kors*innen und Zugezogene dieser Disziplin auf Korsika nach und führen heutzutage die Gäste auf die korsischen Gipfel und vermitteln dabei ihre Kultur und die Schätze der Natur. Seit Jahren gibt es einen Run (im wahrsten Sinne des Wortes) auf Ultratrails und Marathonläufe durch die Berge, zum Beispiel der Trail Via Romana, der Restonica Trail oder seit neustem der GirolaTrail, allesamt initiiert von lokalen Akteur*innen. Quellenverzeichnis und weiterführende Literatur: Felix VON CUBE : Bergsteiger, Naturforscher, Arzt. Alpine Klassiker Band XVI. München, Verlag J. Berg, 1992Michel FABRIKANT : L’Alpinisme. Corsica Viva, 1963 (n°1)Michel FABRIKANT : Von Cube. Corsica Viva, 1964 (n°5)Michel FABRIKANT : Guide des montagnes de Corse. Le Massif du Cinto. Paris, l’auteur, 1965Michel FABRIKANT : Rassemblement international d’alpinistes. Corsica Viva, 1966 (n°11)Michel FABRIKANT, Wolfgang FOELSCHE : A travers la Corse, 1967 (n°14)Irmtraud HUBATSCHEK : « La Corse des premiers alpinistes (1852-1940) » in : Collectif, La Corse et le tourisme 1755-1960, catalogue de l’exposition, Corte, Musée de la Corse / Albiana, 2006Irmtraud HUBATSCHEK, Joël JENIN : La Corse des premiers alpinistes 1852 – 1972. Ajaccio, Éditions Alain Piazzola, 2021Lotte KOMMA : Von Wunder zu Wunder. In Merian 15/3. Hamburg, Hoffmann und Campe, 1962Lotte KOMMA : Korsika. Bonn, Kurt Schroeder Verlag, 1966 (3eme edition)Janine RENUCCI : La Corse et le tourisme. Revue de géographie de Lyon, vol. 37, n°3, 1962Dider REY et Ludovic MARTEL (dir.) Les sports en Corse, miroir d’une société, catalogue de l’exposition, Corte, Musée de la Corse / Albiana, 2012Didier REY, Ludovic MARTEL : Sports et société en Corse depuis 1945. Ajaccio, Albiana, 2009Hans SCHYMIK : Die Berge Korsikas – einst - heute und morgen. Bergsteiger, DAV, 1964Hans SCHYMIK : Korsika für Bergsteiger und Kletterer. Aalen, l’auteur, 1987Pierre SIMI : Précis de géographie physique, humaine, économique, régionale de la Corse. Société des Sciences Historiques et Naturelles de la Corse, Collection Corse d’hier et de demain, no 11, Bastia, Imprimerie Sammarcelli, 1981https://www.ign.fr/institut/notre-histoirehttps://www.ina.fr/ina-eclaire-actu/video/caf93053002/naissance-du-ski-en-corsehttps://www.randonnee.umspc.com/?page_id=1736